01 Der unmögliche Mann

Rietta war wohl nymphomanisch. Nicht, dass jeder ihr das gleich angesehen hätte. Sie sah nicht bleich aus, hatte auch keinen Schlafzimmerblick und war nicht aufreizend gekleidet. Ihre Figur war behaglich eingepackt in eine blaue Winter­jacke und das Gesicht strahlte Wärme aus. Als sie aus der Bäckerei kam, hätte jeder sie für eine freundliche Verkäuferin oder Tochter des Hauses halten können. Rietta sah frisch und appetitlich aus wie ein gut gebackenes Dinkel-Brötchen. Eigentlich hieß sie Henriette und wurde von ihren Freunden und Verwandten auch Henriette genannt. Das klingt vornehm und respektvoll. Sie selber redete sich in Gedanken auch manchmal so an:
      Henriette, du müsstest dich endlich um dein Studium küm­mern, sagte sie streng; denn Rietta studierte an der Uni Pädagogik und Romanistik. Aber in letzter Zeit hatte sie das Studi­um beinahe vergessen. Ihr jüngerer Bruder behauptete frech, sie studiere gar nicht, sie suche nur einen Mann. Der Bruder war noch Schüler, hatte aber schon mitgekriegt, dass sie sich besser mit Männern aus kannte als mit Professoren.
      Doch vom Heiraten war Rietta weit entfernt. Der Mann, der sie zufrieden stellen könnte, war noch nicht geboren. Er müss­te sportlich und intelligent, jung, aber reif, wohl situiert und doch ein wenig freakig sein. Er sollte aus der Nähe und, wich­tiger noch, aus der Ferne gut aussehen. Vom Typ her könnte er vielleicht exotisch sein, aber nicht abge­fahren, sondern eher korrekt und beinahe normal, mit einer starken Ausstrahlung, doch nicht riesengroß, nur etwas größer als sie selbst und etwas größer als andere Männer. Riettas Traum-Mann müsste vor allen Dingen gut re­den können und, noch wichtiger, gut zuhören. Auch schwei­gend zuhören; denn Rietta redete selber gerne und selten war es Geplapper.

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Wenn er ihr dann lange genug zugehört hätte, dürfte er sie mit beiden Armen an sich ziehen und auf den blass-roten Mund küssen, völlig ohne Grund. Sie machte das manchmal genau so bei Männern. Sie würde dann ein wenig lächeln und gleich weiter reden. Es ist ein Glück, dass Rietta diesen unmöglichen Mann noch nicht gefunden hatte, ein Glück für viele andere.
      An diesem Morgen schlenderte sie durch die Innenstadt, an den hinteren Eingängen von Straßencafés und kleinen Hotels entlang, zwischen versteckten Parkplätzen und intimen Frisier-Salons. Dabei schaute sie die Häuser links und rechts der Stra­ße genau an. Wie eine Maklerin. Dieser Beruf würde nicht schlecht zu mir passen, dachte sie, ich finde immer unentdeckte Wohnungen. Als Maklerin würde ich später auch keine Probleme mit den Kindern frem­der Leute haben. Das kommt aber, wenn ich im Schuldienst bin. Darauf l äuft das Studium ja hinaus. Wenn diese Leute wüssten! Aber irgendwann muss das alles aufhören! Examen, Referendar-Zeit, Staatsexamen. Oh Gott, oh Gott!
      Sie schob diesen Gedanken gleich wieder beiseite und öff­nete damit den Vorhang für einen überraschenden Seiten­sprung ihrer Lebensgeschichte. Denn es zog sie dahin, wo Frauen und Männer sich begegnen, Lokale mit guter Musik, freizügige Wohnverhältnisse, große Betten, verwirrende Bezie­hungen. Und ehe ihr dies bewusst wurde, war sie schon Inha­berin eines stadtbekannten Musik-Clubs und ein Jahr später eine halbe Witwe...
      Doch heute war Rietta die Maklerin auf der Suche nach einer geräumigen und trotzdem preiswerten Wohnung für eine ganz bestimmte Kundin: Henriette Oldenburg. Sie wollte eine Bleibe für sich selber finden, die ihren Vorstellungen entsprach: groß und gut erreichbar, nicht versteckt in einem biederen Viertel, nein, mitten in der Szene, nicht weit von der Uni und auch nicht weit vom Zentrum entfernt, also ungefähr hier. Langsam bewegte Rietta sich mit selbstbewussten Drehungen durch die Häuserschlucht und reckte ihren Kopf in alle Richtungen.

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02 Restaurant Rhodos

Da drüben stand auf der ersten Etage eine Wohnung leer. Direkt über einem griechischen Restaurant namens Rhodos. Rietta ging auf der gegenüber liegenden Seite ein paar mal hin und her. Da oben waren vier große Fenster ohne Gardinen, zum Glück auch ohne das Schild einer Maklerfirma.
      Die Wohnung steht wohl deshalb leer, dachte sie, weil keiner über so einer Gaststätte wohnen will. Mir wäre das egal, ich gehe sowieso selten vor zwei Uhr ins Bett und das ist ein schönes, altes Haus mit Fensterbänken aus Granit. Entschlossen steuerte sie auf den Eingang des Restaurants zu. Es roch muffig in dem Lokal. Der Gastraum fügte sich in Form eines großen "L" um die inneren Räume. Rechts eine lange Theke, gegenüber der Theke eine breite Sitzbank. Links ein fast quadratischer Speiseraum mit zahlreichen Tischen. Das Restaurant war groß, aber leer um diese Zeit. Durch einen Türbogen, der wohl zur Küche führte, schlurfte ein Mann auf sie zu. Das war offenbar der Wirt mit grauen Haaren und einem schläfrigem Blick. Er schien Rietta instinktiv nicht für einen Gast zu halten und blickte sie überrascht an.
"Hallo? Was wollen Sie?" fragt er, ohne näher an sie heran zu treten.
"Ja, guten Tag, sagen sie mal, wem gehört die Wohnung über dem Lokal?"
"Warum fragen sie das?"
"Die Wohnung steht leer."
"Das sieht nur so aus", entgegnete der Mann, "sie steht nicht leer."
"Wer wohnt denn da oben?"
"Ich", sagte der Wirt und kaute ein wenig in seinem Mund herum, als wollte er sich noch genauer ausdrücken, "...ich bin gerade dabei, auszuziehen."

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Rietta witterte eine Chance, die Wohnung zu bekommen und fragte ihn weiter aus. Die Sache war etwas kompliziert: Die Wohnung gehörte zum Restaurant Rhodos. Der Wirt war so gut wie pleite und wollte raus aus dem Objekt. Er hatte wohl auch schon eine neue Wohnung, aber man ließ ihn nicht aus dem Vertrag. Dabei zahlte er offenbar keine Miete, aber er verdiente im Augenblick auch nichts. Wie das alles möglich war, verstand Rietta noch nicht. Vermieter der Wohnung und des Lokals war jedenfalls eine Gesellschaft für Bewirtschaftung gastronomischer Objekte, GEBEGO. Die wollten, dass der Wirt so lange im Lokal blieb, bis ein neuer Inhaber gefunden wäre.
"Die Wohnung kann ich also nur dann bekommen, wenn ich auch die Kneipe übernehme?" Das fragte sie, um sicher zu gehen. Als der verschlafene Wirt darauf mit dem Kopf nickte, ging sie auf ihn zu und reichte dem verdutzten Mann die Hand:
"Ich heiße Henriette Oldenburg, ich interessiere mich dafür."
      Jetzt wurde der Griechenwirt richtig wach! Denn er wollte so schnell wie möglich raus aus dem Objekt. Er behandelte sie vertraulich, führte sie durch die Gasträume und sie stiegen die Treppe hoch zur Wohnung auf der ersten Etage. Da stand jetzt nur noch ein einzelnes Bett. Der Wirt zeigte ihr auch Nebenräume, Toiletten, Küche, Keller, ein kleines Lager mit Getränke-Kisten und gleich gab er ihr die Telefon-Nummer und den Namen des Ansprechpartners bei der Brauerei, die das Restaurant vermitteln würde.
"Möchten sie etwas trinken?" fragte der Wirt schon etwas zuversichtlicher.
"Nein danke, nicht heute, ich muss weiter. Ich lass von mir hören."
      Als sie wieder draußen auf der Straße stand und einen Blick zurück warf, sah das Lokal schon ein wenig freundlicher aus. Reklameschilder blinkten schwarz und golden an der Hauswand und oben in der Wohnung hatte sie selbst eins der großen Fenster zum Lüften geöffnet.

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03 Ein versierter Partner

Rietta dachte nach. Und wenn sie nachdachte, dachte sie gerne an Männer. Sie ging eine interne Liste von Freunden, Bekannten und Liebhabern durch, ohne zwischen diesen Kategorien einen klaren Unterschied zu machen. Als erstes kam ihr Marko in den Sinn. Ein Super-Typ! Doch halt, der Marko ist sich zu schade für so etwas, der will doch nichts mit einer Kneipe zu tun haben!
      Wie wäre es denn mit Damian? Hatte der nicht einmal erzählt, dass seine Mutter eine Gastwirtschaft besaß? Vielleicht wüsste er, wie man aus so einem Restaurant etwas machen kann und vielleicht auch, wie man mit einer Brauerei verhandelt. Und Damian war sich bestimmt nicht zu schade dafür. Er war doch genau wie sie in dieser Stadt aufgewachsen, ein Junge aus der Nachbarschaft. Damian hatte einen Motorroller mit einem echten Pferdesattel drauf und das sah im Sommer sehr wild aus.
      Und was war mit Moses? Der Moses erst recht! Der hatte sogar Geld und sah schon wie ein junger Geschäftsmann aus. Den ganzen Tag fuhr er mit einer schwarzen Limousine herum, ein echt teures Auto. Am Abend trug Moses Designerklamotten und hatte schicke braune Stiefeletten an. Aber nein, das alles ist ja völlig unwichtig, dachte Rietta. Damian ist der Richtige. Der wohnt hier auch gleich und die Ecke, wenn er jetzt zu Hause ist...
      Rietta fingerte an ihrem Handy.
"Ja hallo", meldete sich Damian.
"Ach Dami, ich bin's."
"Hei, Rietta, schon auf den Beinen?"
"Immer unterwegs. Bist du zu Hause?"
"Klaro, ich komm gerade aus der Dusche."
"Ich bin ganz in deiner Nähe."

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"Willste mich abtrocknen kommen, Henriette?" fragte er frech. Sie schaltete das Handy einfach aus. Was sollte sie auf so eine dumme Frage auch antworten?
      Bis zu dem Haus, wo Damian wohnte, ging sie knapp zehn Minuten. Als sie herein kam, begrüßte sie ihn mit Freundschaftskuss. Seine dunkelblonden Haare waren noch feucht und das Gesicht mit den struppigen Augenbrauen vom Duschen erregt. Damian hatte sein Safari-Hemd noch nicht richtig zugeknöpft und roch erfrischend. Rietta schnupperte aufmerksam in der Luft und zog ihre blaue Jacke aus. Ihr kompliziertes Anforderungsprofil an das männliche Geschlecht hatte sie gleich vergessen.
      Sie roch die Frische seiner Haut, küsste ihn noch einmal und öffnete dabei das Gehege ihrer weißen Zähne. Dann kickte sie die Schuhe weg und löste mit beiden Händen ihre silberne Halskette. Damian ließ seine geduschten Hände vorsichtig über ihre feine Bluse gleiten und tastete nach Knöpfen und Verschlüssen. Rietta leistete keinen Widerstand, sie ließ sich von Damian den Metallknopf an ihrer Jeans öffnen und zog selber den Reißverschluss.
      Ihre Sachen hängte sie ordentlich über einen Stuhl und huschte gleich ins Bett. Unter der Decke war es zum Glück noch nicht ganz kalt. Mit einem schiefen Lächeln konnte Dami alles, was er zu ihrer Begrüßung angezogen hatte, wieder ausziehen. Dann schob er sich neben sie und bewunderte respektvoll ihren mit Spitzen besetzten Büstenhalter, passend zum Slip in der Farbe von rotem Bordeaux. Diese reizenden Textilien wurden mit Geschmuse und vorsichtigen Bewegungen langsam gelockert, dann verschoben und allmählich abgestreift. Nachdem Rietta sich von Kopf bis Fuß warm gekuschelt hatte, sagte sie:
"Buh, Dami, was ist es draußen ungemütlich... aber du hast so schöne warme Hände..." Er wusste genau, was er mit seinen Händen zu tun hatte.

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Rietta war in der Liebe anspruchsvoll und mochte keine Männer, die sich wie Elefanten benehmen und sich gleich mit ihrem ganzen Körpergewicht auf sie drauf schmeißen. Aber wenn es los ging, war sie kaum zu bremsen und sie gab keine Ruhe, bis sie nicht zwei mal gekommen war. Wer das nicht bringen wollte oder konnte, den ließ sie gleich links liegen. Einmal und nicht wieder. Damian war an diesem grauen November-Morgen gut ausgeruht, er hatte reichlich gefrühstückt und war schon erfahren im Umgang mit Henriette. Ihr überraschender Besuch hatte ihm Laune gemacht. Ehe er sich ganz in ihre unerschöpfliche Gefühlswelt hinein gleiten ließ, neckte er sie noch einmal mit einem seiner Sprüche:
      "Wenn ich dir's heute kann besorgen,
      dann verschieb es nicht auf morgen!"

"Ja, nein", lächelte Rietta zufrieden und ließ ihn kommen. Damian war nicht immer so umgänglich wie heute. Er konnte ganz schön kompliziert sein. Dann lag er stundenlang auf dem Rücken und grübelte über das Unglück der Welt nach. Oder er philosophierte mit Arthur Schopenhauer über die Unbelehrbarkeit der Professoren und der Frauen. Manchmal trickste Damian auch den halben Tag an seinem Computer herum. Er hatte Internetseiten und mehrere Blogs am Laufen, programmierte Riddims mit Bass und Schlagzeug am PC und dachte sich dazu verrückte Reime und ganze Song-Texte aus, die für ihn einen tieferen Sinn ergaben.
      Dass er eigentlich Biologie studierte, hatte er kaum je erwähnt. Sein Studium ist auch nicht wichtig für die ganze Geschichte, die sich dann in diesem alten Haus an der Weststraße abspielte, in dem Lokal und oben in der Wohnung, die Rietta bekommen sollte. Jetzt befand sich in den Räumen noch ein griechisches Restaurant mit dem schönen Namen Rhodos. Der Inhaber ein frustrierter Wirt, der auf die Kündigung seines Vertrages mit der Firma GEBEGO wartete.

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04 Cocktails und scharfe Frauen

"Hast du endlich eine Wohnung gefunden?" fragte Damian, als Rietta einigermaßen befriedigt neben ihm unter der warmen Decke lag.
"Ich finde es bei dir hier sehr gemütlich", lächelte sie. Dabei schaute sie ihn von der Seite an und spekulierte, wie er darauf reagieren würde. Sie wollte ja nicht bei ihm einziehen.
"Du kannst ruhig hier bleiben, wenn du willst", sagte Damian und schaute ihr in die Augen, ohne mit der Wimper zu zucken. Ihr Spielchen hatte er durchschaut und sie küsste ihn wegen der freundlichen Antwort auf die Wange. Dann redete sie auch schon weiter, fast noch mit den Lippen an seinem Gesicht.
"Dami, ich hab eben eine tolle Wohnung entdeckt! Aber die Wohnung gehört zu einem Lokal... Wenn du mit mir da unten eine Kneipe oder so etwas auf machst, dann kriege ich oben die ganze Wohnung."
      Damian war nun einer von den Studenten, die sich ihren Lebensunterhalt selber verdienen mussten und die Zeiten für Studenten-Jobs waren nicht gut. Eine Kneipe oder ein Abend-Lokal zu eröffnen, das würde ihn schon reizen.
      Etwas ähnliches galt für Henriette. Sie hatte sich bisher mit Männern herumgedrückt und nicht einmal angefangen, richtig zu studieren. Das würde sie irgendwann nachholen. Erst einmal müsste sie auf eigenen Beinen stehen, dann wollte sie so lange wie möglich Studentin bleiben.
"Wo liegt denn diese Kneipe mit deiner Wohnung?" fragte Damian nach einer Pause, wo er an ihrem Ohrläppchen geknabbert hatte.
"Es ist noch nicht meine Kneipe, Dami!"
"Es soll aber bald deine Wohnung werden, oder?"
"Der Laden heißt Rhodos, ein ziemlich großes Restaurant und es liegt an der Ecke Weststraße zur Brinkgasse, neben der Bäckerei."

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"Ach so, ich kenne die Ecke. Das ist doch 'ne gute Lage für ein Studentenlokal! Warum will der Wirt denn aufhören?"
"Kann ich dir nicht sagen, Dami. Ich hab davon keine Ahnung. Das Lokal sieht von außen gut aus, aber es riecht muffig. Und der Kerl, der da drin wirtschaftet, ist auch muffig. Das Objekt wird von einer Gesellschaft GEBEGO, also einer Brauerei... warte mal..."
      Rietta hüpfte, so wie sie war, aus dem Bett. Sie nahm aus ihrer Jackentasche ein Gummiband, mit dem sie die rötlich-blonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen zog, und dann suchte sie in ihrer Jacke nach der Adresse. Damian betrachtete sie von unten, wie sie langsam mit dem Zettelchen in der Hand zurück kam. Er schaute auf ihre wohlgeformten Beine und dann glitten seine Blicke hoch auf das verlockende Dreieck mit den gekräuselten Härchen, fast genau die gleiche Farbe wie ihr prächtiger Haarschopf. Henriette ist wirklich von Kopf bis Fuß eine gute Partie, dachte Damian. Sie reichte ihm das Papierchen mit der Adresse und huschte wieder unter die Bettdecke. Brauerei Becker, stand da, Oswald Becker, Vermietung und Bewirtschaftung... Und dann folgte die Telefon-Nr.
      Damian wurde jetzt ernst und geschäftlich.
"Mit dir und ein oder zwei anderen Leuten im Team hätte ich vielleicht Lust... Ich brauch momentan 'nen Job, der was einbringt. Zum Glück weiß ich, wie das mit so 'nem gastronomischen Betrieb läuft. Meine Mutter hatte ein Restaurant." Das wusste Rietta bereits. Darum hatte sie sich Damian ja ausgesucht. Und er machte auch gleich einen konstruktiven Vorschlag:
"Wir machen aus dem Haus 'nen Musik-Club. Nur abends geöffnet, guter Sound, kräftige Anlage, wenig Essen. Essen ist viel Arbeit, nur Brötchen oder Baguette und so was, aber Cocktails! Und scharfe Frauen hinter der Theke..." dabei kitzelt er mit der Hand ein wenig an diesen gekräuselten Härchen herum. Rietta verstand die Anspielung und sie genoss das leichte Prickeln, das die Berührung seiner Fingerspitzen auslöste.

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"Mit mir kannst du rechnen, Dami, das weißt du doch." Sie schob ihr Knie unter sein Bein und ließ ihn fühlen, dass sie noch warm und feucht war und die beiden brauchten nicht lange, bis Rietta ihren zweiten Orgasmus erlebte an diesem ausgesprochen kalten Novembertag.
      Während Dami noch ein wenig keuchte und dann langsam durch atmete, kam Rietta auf das Thema Rhodos zurück.
"Kennst du den Moses Morgenstern?"
"Natürlich, Moses, das ist doch dieser blonde Typ aus Frankfurt mit dem schwarzen Auto..."
"Ich will ihn fragen, ob er bei der Sache mit macht."
"Hat der nicht Kohle genug?" wunderte sich Damian, "vielleicht hat er es nicht nötig, in einer Art Kneipe zu arbeiten."
"Das ist doch egal, Dami. Moses ist aktionsgeil. Und er hat ein Auto. Das kann nicht schaden. Der versteht auch was von Geschäften. Bis vor kurzem hat er in Diskotheken mit XTC gedealt, das hätte er auch nicht nötig gehabt wegen der Kohle."
"Aber Scheiße! Dann haben wir doch direkt die Bullen am Hals!" Rietta lachte ihn aus.
"Dami, wenn wir zwei 'nen Club auf machen, dann kommen die Bullen sowieso... Ich werde mich jedenfalls mal um den Moses kümmern."
Während sie das sagte, war sie aufgestanden und war schon dabei, sehr sorgfältig ihren Spitzenslip, die Strumpfhose und ihren BH in der Farbe von rotem Bordeaux wieder anzuziehen. Und es war nicht schwer zu erraten, was Henriette anstellen würde, um auch Moses Morgenstern für ihren Plan zu gewinnen.
"So bald wie möglich", hatte der griechische Wirt gesagt. Und Henriette hielt sich daran.



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