Für kritlit.de
     Cover      Fritzi Ondra
     Titel      Kochen ohne Buch
     Untertitel Überleben im Überfluss
     Autor      Rob Kenius
     Verlag     Edition Bärenklau
                D-16727 Bärenklau 
     ISBN       978-3-7368-5175-7 
     Preis      E-Book 2.99 Euro
	 
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In der Konsumentenwelt gesund und schlank bleiben, das ist das Ziel dieses Nicht-Kochbuchs. Essen beginnt beim Einkauf. Du erfährst, warum es so viel Überfluss und Reklame gibt und warum wir viele verlockende Sachen in schöner Verpackung weder kaufen noch essen. Intelligenz ist angesagt und eigene Kreativität in der Küche.
 
Die Zeit, die wir dazu benötigen, können wir leicht beim Fernsehen eisparen. In der Zeit, die ein überflüssiger Krimi dauert, kochen wir ein köstliches und gesundes Essen ohne Zutaten, die wir nicht im Griff haben. Wir wissen trotzdem, dass der Täter am Ende geschnappt wird.
 
Aus frischem Gemüse, Obst, Bio-Getreide und einigen exotischen Zutaten lassen sich vielfältige, auch vegane Gerichte zubereiten, die Leib und Seele beflügeln. Nicht nur belgische Pommes, auch Curry-Gerichte nach indischer Art, italienische Pasta und das oft belächelte Müsli werden zum Muster für eigene Ideen und Kreationen.  
 
Wer die Prinzipien erkennt, kann dieses Buch nach der Lektüre schnell beiseite legen, bewusst einkaufen, gesund essen und... eine Menge Geld sparen.

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Leseprobe: Buchanfang
Alle blau markierten Kapitel werden vorgestellt.

Kapitel

1 Je mehr desto besser
2 Umsatz- und Geschmacksverstärker
3 Ablass-Handel
4 Nur Halb exotisch, aber vegan
5 Unser Gemüse-Curry
6 Reife Früchte
7 Die Körner-Fresser
8 Müsli oder Getreidekost
9 Mischen ohne Rezept
10 Vegane Kost und Fett-Ecken
11 Hunger und Sucht
12 Was ist Befriedigung?
13 Pommes und Kartoffelkrise
14 Reibekuchen aus den Anden
15 Kartoffelsalat mit Power
16 Mädchen am Milchregal
17 Die Zeit der Tomate
18 Essbares aus den Niederlanden
19 Alternative Salatküche
20 Im Dressing liegt die Würze
21 Rein in die Salatschüssel
22 Deutsch-griechischer Bauernsalat
23 Geschmack am Guten
24 So wenig wie möglich
25 Kälte zurückgewinnen
26 Der Energie-Spar-Topf
27 Die Sanfte Kultur der Hummel
Gedanken über vegetarisches Essen, über Nomaden, die Behandlung von Tieren und Pflanzen und über die Bedeutung von Bio-Produkten.
28 Exotischer Ladengeruch
29 Bohnensuppe mit/ohne Wurst
30 Kraft durch Essen
31 Kichererbsen kichern nicht
32 Zwei vegane Brotaufstriche
33 Hunger auf Pomodoro
34 Di Pasta Tedesca
35 Alternativen für Deutschland
36 Spargel zu seiner Zeit
37 Das beste von allen
38 Die andere Gemüseküche
39 Geld in Überfluss


1 Je mehr desto besser

Der Mensch ist in drei Generationen vom gut genährten Alleskönner zum überfütterten Nahrungsmittel-Konsumenten geworden. Dabei gehört Essen und Trinken zu den Dingen, die bei Mensch und Tier äußerst ähnlich sind und es gibt Grundregeln und Funktionen, die sich in Millionen von Jahren nicht geändert haben und sich auch nie ändern werden.
 
Bei uns Menschen aber hat sich in wenigen Jahrzehnten fast alles geändert. Der Grund ist der, dass sich eine Nahrungsmittel-Industrie entwickelt hat, die auf einem sogenannten Lebensmittelmarkt operiert. Da gelten die Gesetze der Ökonomie und diejenigen, die unsere Nahrungsmittel herstellen, zubereiten, liefern und verkaufen, tun das fast nur noch, um damit soviel Geld wie möglich zu verdienen. Das ist eine völlig neue Dimension. Wir essen nicht mehr einfach, sondern wir konsumieren Food, also Lebensmittel. Häufig sind es Markenartikel, für die auch kräftig Werbung betrieben wird: Nutella, Maggi, Mars, Dr. Oetker, Fanta, Knorr... Es geht bei der industriellen Herstellung und Vermarktung nicht nur um gute Ernährung oder Befriedigung des Nahrungsbedarfs, sondern um ökonomische Eckdaten:
Umsatz,
Wachstumsraten,
Marktanteile,
Gewinn-Maximierung usw.
Das alles bedeutet am Anfang und am Ende:
Es geht ums Geld, nicht um Essen und Trinken.
...

Dieser Überfluss, den die Nahrungsmittel-Industrie mit Absicht schafft, um die Maxime, "Je mehr, desto besser", zu erfüllen, ist so erdrückend, dass es zur Überernährung eines großen Teiles der Bevölkerung kommt.
...

2 Umsatz- und
Geschmacksverstärker

Erst einmal genug mit dem Horror-Szenario vom Nahrungsmittel-Überfluss, es könnte der Eindruck entstehen, es ginge hier ums schlank werden durch Hungern oder um die soundsovielte Null-Diät. Dazu gibt es reichlich andere Literatur; da gibt es längst einen Literatur-Überfluss.
 
Hier geht es nicht ums Hungern, sondern ums Essen. Genauer gesagt, um besseres Essen, als der Konsumterror es uns aufdrängt. Gesund leben, vernünftig essen und selber Essen zubereiten ohne festgeschriebene Rezepte. Immer Flexibel und kreativ bleiben. Das ist die Guerilla-Taktik im Dschungel der Konsumwelt.
...
Geschmacksverstärker
bewirken, dass die Suppe der Marke A kräftiger schmeckt als die Suppe der Konkurrenzfirma B. Der Kunde denkt, da ist mehr Fleisch drin. Aber er hat nichts von diesem verstärkten Geschmack, womit die Gesetze des Marktes und der Ökonomie erfüllt werden. Der kräftige Geschmack beruht auf einer Täuschung der Sinne durch chemische Substanzen, die selbst keinerlei Nährwert haben.
...
Dass wir alle Konservierungsstoffe meiden, ist fast schon Allgemeinwissen. Aber warum?
 
Es ist leicht zu verstehen. Konservierungsstoffe haben den Zweck, dass sie Pilze und Bakterien abtöten und zwar die, deren Sporen während der Lagerung, auch im Kühlschrank, aus der Luft und von überall her in die Speisen gelangen können. Das sind aber die gleichen oder sehr ähnliche Mikroben, welche im Darm die Verdauung bewirken! Ohne Bakterien im Darm könnten wir uns überhaupt nicht ernähren. Werden diese Bakterien durch Konservierungsstoffe im Essen gezielt beeinträchtigt, funktioniert die Verdauung schlechter, das ist leicht einzusehen.
 
Ins Essen gehören keine Konservierungsstoffe!
Sie sind für die Ernährung kontraproduktiv.
...

4 Nur Halb exotisch, aber vegan

Trotz aller Verdächtigungen und wirklichen Manipulationen ist es möglich, aus dem Warenangebot eines normalen Lebensmittelmarktes ein sehr variables indisches Essen zuzubereiten, das nur aus unbehandelten Nahrungsmitteln besteht. Wir gehen in die Gemüse-Abteilung oder auf einen Wochenmarkt und kaufen ein wenig Gemüse ein, Sachen, die es immer gibt:
 
Zwiebeln
Möhren
Kartoffeln
Knoblauch
Zucchini

 
Ob Bioqualität oder nicht, ist erst einmal zweitrangig. Nur bei bestimmten Gemüsesorten sollten wir nach Möglichkeit Bioprodukte kaufen. Zum Beispiel Möhren und Zwiebeln, weil diese direkt im Boden oder am Boden wachsen. Möhren sind Wurzeln, die Niederländer nennen sie "wortelen", und Wurzeln saugen als erster Teil der Pflanze alle chemischen Stoffe direkt aus der Erde. Ähnlich verhält es sich mit Zwiebeln. Sie sind ein verdickter Pflanzen-Teil direkt oberhalb der Wurzeln und speichern von dem, was die Wurzel aus der Erde saugt, reichlich viel für die nächste Wachstumsperiode. Wenn die Erde mit Kunstdünger und anderen Chemikalien voll belastet ist, enthalten Möhren und Zwiebeln davon mehr als Gurken, Bohnen oder Kirschen. Das gilt natürlich auch für Knoblauch, der etwas spezieller und wählerischer ist, sich ansonsten aber wie eine Zwiebel verhält.
 
Aus den genannten vier Gemüsen lässt sich schon ein wohlschmeckendes Gemüse-Curry zubereiten. In welchem Mengenverhältnis die Zutaten dabei in den Topf kommen, ist weitgehend dem Koch oder der Leserin überlassen. Natürlich wird jeder vernünftige Mensch weniger Knoblauch als Möhren nehmen und einige werden völlig auf Knoblauch verzichten.
...

8 Müsli oder Getreidekost

Eine besonders vernünftige und schmackhafte Art, Getreide zu essen, ist das sogenannte Müsli. Es wir roh zubereitet und enthält außerdem rohe Früchte. Doch die Leute, die es essen, werden oft belächelt und als "Müslis" verunglimpft. Ein ehemals bekannter Kölsch-Sänger und Kölsch-Trinker hatte schon vor 40 Jahren einen Song mit dem Titel Der Müslimann. In diesem Lied ist der Müslimann eine Art Gespenst der 68er Bewegung.
 
Woher die ganze Kampagne gegen "Müslis" und Getreide-Esser kommt, ist kaum zu ermitteln. Vielleicht wurde sie von Alkoholikern angestoßen oder von der bösen Nahrungsmittelindustrie, die am selbstgemachten Müsli nichts verdienen kann. Bei solchen Kampagnen lässt sich, wie bei Gerüchten, fast nie der Urheber feststellen. Man sieht aber schließlich, wem sie nutzen und diejenigen sind die zuerst Verdächtigen.
 
Dazu gehört zum Beispiel auch die italienische Familie, die ihren Namen als Kugel verpackt und deren Großvater Nutella erfunden hat. Die Firma gibt eine Menge Geld für Werbung aus. Die Bekämpfung der Müslis wäre in ihrem Interesse; denn wer ein gutes Müsli mit süßen Früchten gegessen hat, vielleicht sogar mit Nüssen, der braucht Nutella nicht mehr dringend und in größeren Mengen.
 
Die Geschichte der Essgewohnheiten verlief Jedenfalls so: Nach den 68er Müslis kam die Nutella-Generation, die auch etwas unpräzise Generation Golf genannt wurde. Möglich ist auch, dass es Brauereien waren und deren Sympathisanten, die die Anti-Müsli Kampagne auf den Weg brachten. Die sind ebenfalls verdächtig.
 
Auch das Werbefernsehen ist ein natürlicher Feind von zeitraubender Kreativität und nachhaltiger Ernährung, dort wird also die Gegen-Lehre vertreten.
...

13 Pommes und Kartoffelkrise

Die Nahrungsmittel-Industrie ist nicht entstanden, um die Essenden auszubeuten, sondern, um die Hungernden zu ernähren. Das konnte und kann sie auch immer noch leisten durch fortschrittliche Agrar-Techniken und ein gutes Verteilungssystem. Es wäre idiotisch, generell gegen die Nahrungsmittel-Industrie zu polemisieren; denn ohne sie könnten nach bisherigem Kenntnisstand nicht sieben oder acht Milliarden Menschen auf diesem Planeten halbwegs satt werden.
 
Bei der Beurteilung ihrer merkwürdigen Machenschaften im einzelnen kommt es aber auf die Rangfolge der Werte an:
An erster Stelle sollte die Ernährung aller stehen,
an zweiter Stelle der Wohlgeschmack der Speisen und die Gesundheit der Menschen.
Erst an dritter Stelle das Geld-Verdienen.

Leider wird diese Reihenfolge in der Ökonomie häufig auf den Kopf gestellt, nicht nur in Zeiten des Turbo-Kapitalismus, sondern auch schon im alten England. Verdrehung der Werte und menschenverachtende Wirtschaftspolitik haben ihre Tradition.
 
In den Jahren 1845 - 1852 erlitt Irland die große Hungersnot
...
Damals war Irland de facto eine englische Kolonie und die Politik Englands war eindeutig schuld am Sterben der Menschen. Alles Getreide musste abgeliefert werden. Die Familien ernährten sich aus kleinen Kartoffel-Gärten. Als die Kartoffel-Ernte ausfiel, lautete in London die pseudo-liberale Devise, alles so laufen zu lassen, wie es läuft und weiterhin auf dem Export riesiger Mengen von Getreide aus Irland zu bestehen.
 
Die Haltung der englischen Regierung von damals ist heute schwer nachvollziehbar, doch ähnliche Denkfehler begehen Politiker auch heute noch, indem sie die Interessen einer gierig pervertierten Industrie für wichtiger halten als die Gesundheit der Bevölkerung.
...

23 Geschmack am Guten

Für das Überleben im Überfluss ist nicht allein entscheidend, was wir essen, sondern ganz besonders, was wir nicht essen und das sind bei Weitem die meisten Verpackungsinhalte, die wir im normalen Lebensmittel-Supermarkt vorfinden.
 
Der Gesetzgeber, wer immer das ist, hat von den Herstellern verlangt, dass auf der Verpackung genau vermerkt wird, was drin ist. Wir erfahren zum Beispiel an einer kaum sichtbaren Stelle etwas über Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker, doch leider sind diese Angaben für uns nicht besonders informativ; sie sind für Nicht-Chemiker teils unverständlich und oft mit Nummern verschlüsselt.
 
Die Angaben sind, ähnlich wie das Kleingedruckte auf Rechnungen, eher juristischer Natur und dienen dazu, Gesetze zu erfüllen, nicht dazu, den Käufer zu informieren. Im Gegenteil, vieles, was dort im Kleingedruckten steht, ist Verschleierungstaktik. So werden neuerdings harmlose, völlig unwichtige Inhalte wie "Rauch" aufgelistet und dann irgendwo am Ende der Liste kommt ein Konservierungsstoff, den die Käuferin nicht haben will. Oder es werden für Schweinefleisch gleich mehrere verschiedene Bezeichnungen verwandt: "Schweinefleisch", "Schinken" und "Speck", manchmal sogar noch "Schwarten". Wenn dann die Anteile addiert werden, kommt heraus, dass diese Wurst zu 80% aus Schwein besteht, was der Kunde möglicherweise nicht essen will. Der Handel versucht aber, möglichst viel Schweinefleisch auf den Markt zu drücken, weil es durch die Massentierhaltung so billig geworden ist, dass jeder, der es noch verkaufen kann, gut daran verdient.
...
Es gab in Europa vor 500 Jahren einen viel höheren Anteil von Kindern pro Familie und die wurden nicht alle gut ernährt. Der Instinkt der Kinder, gerne Süßes zu Essen, war damals gold-richtig.
 
Heute ist es genau umgekehrt. In der Konsum-Zone europäischer Kinder gibt es Nahrung im Überfluss, darunter auch alles, was Kalorien liefert:
Zucker,
Mehl,
Fett,
Kuchen,
Butter,
Wurst...
 
Aber die meisten Kinder haben auch heute noch den Instinkt, Süßes zu mögen und wir wissen, dass dieser Instinkt irgendwann gebremst werden muss, am besten gleich am Anfang, damit sie nicht Gewichtsprobleme bekommen, wenn die schnelle Wachstums-Phase mit 13, 14, 15 vorbei ist. So ist die objektive Interessenlage von Kindern und Eltern.

Dem stehen die Interessen der Süßwaren-Industrie entgegen.
Zucker ist ein billiges Industrie-Produkt und mit süßen Sachen lässt sich gut Geld verdienen, also werden Süßigkeiten auf den Markt gedrückt, noch und noch.
...

24 So wenig wie möglich

... Der moderne Milchbauer hat eine Videoanlage im Stall und, wenn die Zeit kommt, dass Kühe kalben, dann steht der Bildschirm nachts im Schlafzimmer und muss von dort aus überwacht werden.
Bei 400 Kühen kommt die Zeit oft.
Der Tierarzt ist ständig mit dabei.
Sobald die Gefahr einer Infektion im Stall droht, wird gespritzt. Dabei ist man nicht zimperlich, es sind ja Kühe, keine Menschen. So landen Spuren von Produkten der Pharma-Industrie im Fleisch und in der Milch. Das ist einer der wesentlichen Gründe, warum wir wenig Rindfleisch, kein Kalbfleisch und auch nicht allzu viel an Milchprodukten aus "konventioneller" Landwirtschaft zu uns nehmen sollten.
 
Dem ganzen Irrsinn liegt ein Maximal-Prinzip zugrunde:
Soviel wie möglich,
so schnell wie möglich,
so groß wie möglich.
Wenn die Überproduktion erst einmal da ist, kommt sie auch auf den Markt und muss verkauft werden mit
soviel Gewinn wie möglich.
 
Dabei geht es im Leben nicht einfach nach Maximal-Prinzipien, sondern es gilt oft das Gegenteil. Oft ist es gut, so wenig Aufwand wie möglich zu treiben. Wenn wir schwimmen, fahren, fliegen, ist es gut, wenn unser Widerstand gegen Wasser und Luft möglichst gering ist. Vögel und Flugzeuge müssen wegen der Schwerkraft so leicht wir möglich sein. Und wenn wir unser eigenes Geld ausgeben (wir sind ja keine Politiker), kann es nie schaden, die Ausgaben so klein wie möglich zu halten, wer weiß, was alles noch auf uns zu kommt.
 
Maximal- und Minimal-Prinzipen gelten oft gleichzeitig. Wenn wir unkontrolliertes Feuer in einem gefährdeten Gebäude vermeiden wollen, müssen wir soviel Löschwasser, Schläuche und Spritzen wie möglich bereit halten, aber so wenig wie möglich von allen leicht brennbaren Substanzen wie Benzin und Kerosin dort unterbringen. Wenn ein Kamel sich durch die Wüste bewegt, muss es mit möglichst wenig Nahrung auskommen, weil es sie ja selber tragen muss, aber es trinkt vorher soviel Wasser wie möglich, von dem es später so wenig wie möglich durch Transpiration verlieren darf. Bei Lebewesen greifen Minimal- und Maximal-Prinzipien ständig ineinander und ergänzen sich gegenseitig. Alles ist eine Frage der Balance. Und weil wir auch ein Lebewesen sind, dürfen wir keine Sache sinnlos übertreiben.
 
Nichts darf immer weiter wachsen und immer größer werden. Unbegrenztes Wachstum kommt in der Natur nicht vor, es sei denn bei entarteten Krebszellen, Virus-Erkrankungen oder tödlichen Bakterien.
...

27 Die sanfte Kultur der Hummel

Neulich ging durch das Internet eine grausame Nachricht, es war wohl das Ergebnis einer Statistik, eigentlich war es nur eine unermessliche Zahl:
Amerikaner essen jedes Jahr neun Milliarden Vögel.
Das sind etwa fünfzig Vögel pro Person pro Jahr. Die meisten dieser Tiere waren wohl Grillhähnchen und die in USA so beliebten Truthähne. Neun Milliarden Tiere mit einer lebendigen Seele, die fast alle nur gelebt haben, um gegessen zu werden.
 
Muss das sein? Auch wer kein Vegetarier ist, wird einen leichten Schauder bekommen. Und der ist hoffentlich heilsam. Darf der Mensch seine Gier nach Fleisch so übertreiben? Und all die Tiere, die der Mensch isst, essen selbst wieder ein Vielfaches an Pflanzen und teilweise Pflanzen, die auch hungrige Menschen essen könnten. Und alle diese Pflanzen sind ebenfalls hoch entwickelte Lebewesen! Eigentlich ist das zum Weinen. Doch leider ist es so: Weder wir noch die meisten Tiere können leben, ohne Pflanzen zu essen. Auch Vegetarier und Veganer können das nicht. Wir müssen die Gesetze der Natur akzeptieren, auch wenn sie grausam sind.
 
Manche Völker leben seit Jahrtausenden am Rande der Wüste in Steppengebieten, wo sie als Nomaden umherziehen. Sie leben da, wo kaum etwas Essbares für sie wächst, sie leben von und mit ihren Herden: Schafe, Ziegen, Rinder und Kamele. Einige dieser Völker haben auch als Nomaden eine hohe Kultur entwickelt. Zum Beispiel das Jüdische Volk, das schon vor dreitausend Jahren eine eigene Buchstaben-Schrift erfunden hat und mit seinen Schrifttafeln und den religiösen Schriftrollen in der Bundeslade durch Graslandschaften des vorderen Orients gezogen ist. Können wir solchen Nomadenvölkern raten, kein Fleisch mehr zu essen?
Andererseits die Frage:
Sind die Orientalen wie Juden und Araber heute noch Nomadenvölker? Nein, aber, was wir von allen Nomaden, ob alt oder noch existierend, lernen können, ist, wie man mit Tieren umgeht.
 
Massentierhaltung, Schlachthöfe im amerikanischen Stil und das millionenfache Schlachten von Jungtieren (Hähnchen, Kälber, Spanferkel) gehören nicht zu den Methoden einer hohen Kultur. Das ist die Massenkultur von Orientierungslosen, die sich wie Parasiten im Überfluss entwickelt haben. Es kommt, selbst dann, wenn man das Essen von Fleisch akzeptiert, sehr darauf an, wie man mit lebendigen und toten Tieren umgeht.
 
Auch beim Umgang mit Pflanzen gibt es Abstufungen der Gewalt, die ihnen als Lebewesen angetan wird. Da können wir noch einiges von kultivierten Tieren lernen. Das sanfteste Tier, das jedes Kind kennt, ist die Hummel. Auch sie lebt gut von pflanzlicher Nahrung, aber sie nimmt von den Pflanzen nur das, was die Blüte ihr freiwillig gibt: den Nektar. Und sie bietet eine Gegenleistung: Die Hummel bestäubt die Blüten, was für die Vermehrung der Blütenpflanzen von großem Vorteil ist, sonst würden sie nicht so zahlreich blühen.
 
Im Gegensatz zu Bienen und Wespen fliegen Hummeln unbewaffnet und stechen nicht, sie verteidigen sich nur durch das laute Brummen ihrer Flügel und ihren Zick-Zack-Kurs. Der Hummelflug, ist zu Recht ein Gegenstand der hohen Kunst geworden in einem bekannten Musikstück von Rimski-Korsakow. Respekt. Und man halte sich vor Augen, dass solche Insekten seit mehr als 50 Millionen Jahren auf diesem Planeten leben. Respekt. Respekt.
 
Auch beim Essen von Pflanzen gibt es also brutale und weniger brutale Methoden. Eine besonders sanfte Methode, die der Mensch gegenüber Pflanzen anwenden kann, ist die, nur die Samen zu ernten, welche Pflanzen in reichem Überfluss produzieren, also zunächst einmal Getreide, das sind die Samen von hochgezüchteten Graspflanzen.
 
Viele Pflanzen meinen es besonders gut mit uns und auch mit Tieren, die ebenfalls von diesen Pflanzen leben: Sie produziert nicht nur Samen, sondern sie umgeben ihre Samen mit einer nahrhaften Frucht. Zu diesen Früchten gehören essbare Beeren und das liebe Obst. Die Umhüllung der Samen dient wohl auch dem Aufkeimen der Samen, wenn sie zur Erde gefallen sind, aber offensichtlich haben viele Früchte den Sinn, von Tieren und Menschen gesammelt und gegessen zu werden, wobei diese dann mithelfen, die Samen zu verstreuen und zu verbreiten.
 
So werden Mensch und Tier Partner der Fortpflanzung einer Pflanzenart. Das funktioniert in unseren Breiten sehr gut mit der Haselnuss. Der Strauch taucht überall da auf, wo eine Lichtung oder ein Waldrand existiert und wo Eichhörnchen leben, welche die Nüsse sammeln und verschleppen. Der Mensch geht in diese Richtung noch viel weiter, er pflanzt, kultiviert und veredelt auf der ganzen Welt Nuss- und Obstbäume, um deren Früchte zu essen oder auch, um sie zu verkaufen und zu "vermarkten".
 
Eine besonders intensive Partnerschaft hat sich seit Jahrtausenden zwischen Menschen und Weinreben entwickelt, weil der Wein zu den Lieblings-Genüssen der Völker gehört. Hunderte Sorten wurden kultiviert und werden in allen mäßig warmen Gebieten der Erde angebaut, selbst in islamischen Ländern, wo der Alkohol geächtet ist.
 
Wenn wir die Entwicklung der Weinrebe betrachten, stellt sich fast schon die Frage, wer hier wen beherrscht, der Mensch die Pflanze oder die intelligente Weinpflanze den Menschen? Die Rebe lockt mit ihren üppigen Weintrauben und fleißige Winzer und Winzerinnen erledigen den Rest der Arbeit für Fortpflanzung und Verbreitung.
 
Auf diesem weiten Feld der Samen und Früchte, die wir essen und genießen, profitieren wir offensichtlich vom reichen Überfluss der Natur. Endlich einmal ein Fall, wo wir das Wort Überfluss im positiven Sinne gebrauchen können: Überfluss der Natur, der sich im Überfluss an Samen zeigt, im Gegensatz zum Überfluss an Waren und Artikeln, die der Handel auf den Markt schmeißt.
 
Die nahrhaftesten Pflanzensamen, welche nicht der Markt, sondern die Natur uns anbietet, sind neben Getreide und Nüssen die Hülsenfrüchte:
Bohnen,
Erbsen,
Kichererbsen und
Linsen.

Sie sind vergleichsweise groß, so dass die Ernte nicht mühsam ist wie bei Getreide-Körnern. Und sie enthalten viel Eiweiß, was sie so nahrhaft macht, dass es dafür keinen Ersatz gibt, außer Fleisch. Kein Wunder dass die Kichererbse zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit gehört. Aber es ist doch merkwürdig, dass man Kichererbsen in einem deutschen Supermarkt äußerst selten oder nur als Konserve kaufen kann. Was ist da noch super dran an einem Markt, wenn es die besten Sachen nicht gibt? Auch Bohnen als Trocken-Frucht sind kaum irgendwo zu finden, nur eingekocht als Konserve oder hoch dotiert als Bio-Bohne in Kleinst-Packungen bei EDEKA. Erbsen und Linsen gibt es zuweilen noch ganz unten im Regal in einer versteckten Ecke.
 
Samen haben noch einen weiteren Vorteil für das Überleben im Überfluss. Sie werden von der Pflanze in einem besonderen, separaten und sehr sorgfältigen Prozess für die Vermehrung entwickelt. Dadurch enthalten sie weniger Schadstoffe als beispielsweise die Blätter oder erst recht die Wurzeln. Die Schoten, in denen sie vor der Ernte stecken, schützen sie außerdem vor Spritzgiften.
 
Bei Hülsenfrüchten müssen wir also nicht unbedingt Bio-Qualität haben, um gesund zu essen. Zwischen biologisch und konventionell besteht kaum ein Unterschied. Bei Getreide ist das anders: Getreidefelder werden mit Herbiziden behandelt, die alle zweikeimblättrigen Blüten-Pflanzen, also das "Unkraut", töten. Durch diese Intensiv-Behandlung mit Gift, sind Roggen, Weizen, Dinkel besonders belastet, was sich dann auch in den Samen-Körnern niederschlägt. Bei Getreide empfiehlt es sich also immer, Bio-Qualität zu kaufen.

35 Alternativen für Deutschland

Wir richten uns nach den realen Einkaufsmöglichkeiten. Und da stellen wir bei genauem Hinsehen fest, dass trotz des riesigen Überfluss-Angebotes die Auswahl an substanziell gutem Gemüse und traditionellen Grundnahrungsmitteln sehr dürftig ist, weil sie nicht so leicht konsumierbar sind und dann auch pro Quadratmeter nicht genügend Gewinn bringen. Und es ist schwierig, die wenigen guten Sachen aus dem Überfluss an Waren und Verpackungen heraus zu fischen.
 
Für wen ist dieser Überfluss überhaupt da?
 
Das riesige Angebot besteht zum überwiegenden Teil aus Produkten, an denen besonders gut verdient wird. Weil sie teuer sind (Weinsorten), weil sie sich schnell umschlagen lassen (Fleisch) oder weil die Verdienstspanne besonders hoch ist (Kosmetik, Feinkost). Das Überangebot teurer Artikel richtet sich an Käuferinnen und Käufer, die selber gut verdienen, die aber wenig Zeit haben und ihr Geld in der kurzen Zeit schnell und sorglos ausgeben. Das sind die sogenannten Besser-Verdienenden. Um die rankt sich alles.
...
Die gleiche Schicht der wohlsituierten Normalbürger, denen es gut geht und die wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, die wird auch von den regierenden Parteien angesprochen und bedient. Es ist noch nicht in das Bewusstsein der politischen Öffentlichkeit gedrungen, dass es sich bei dieser "tragenden Schicht" nur noch um knapp die Hälfte der Bevölkerung handelt.
 
Die andere Hälfte liegt deutlich unterhalb dieser Schwelle des sorglosen Konsumierens und zu dieser Hälfte gehört teuflischer Weise die Mehrheit aller Kinder. Wer zwei, drei oder mehr Kinder zu versorgen hat, kann auch im reichen Deutschland nur schwer den Status eines Wohlstandbürgers erreichen. Ein kinderloses Ehepaar aber, bei dem beide Partner ohne Ausfallzeiten dem Gelderwerb nachgehen, gehört automatisch dazu. So hat sich die deutsche Gesellschaft in den letzten dreißig Jahren in zwei Schichten aufgespalten: Wohlstandbürger und Restvolk.
 
Konsum-Industrie, Regierung und Verwaltung orientieren sich an dem langsam schwindenden Wohlstands-Markt.
 
Die realen Zahlenverhältnisse werden dann bei Wahlen deutlich: Die Wahlbeteiligung liegt grob bei ungefähr 50%. Tendenz fallend, weil immer mehr Bürger sich durch den Staat nicht mehr vertreten fühlen, egal, welche Partei gewählt wird. Die meisten haben schon mehrere Parteien ausprobiert.
 
Ungefähr der gleiche Prozentsatz der Bevölkerung kauft in Billigläden ein. Das sind nicht die gleichen 50%, aber es gibt eine riesige Schnittmenge. Hier ist die Tendenz steigend. Die Politiker ignorieren das, aber der Handel weiß es und stellt sich darauf ein:
 
Es werden immer noch neue Aldi-, Lidl-, Netto-, Kodi- und Penny-Märkte eröffnet, obwohl die Bevölkerung nicht wächst. Es wächst nur die Unterschicht, zu der leider auch, wie gesagt, die Mehrheit aller Kinder gehört. Der Staat interessiert sich nicht für dieses Restvolk und ihm kommt deshalb allmählich die Kundschaft abhanden.
 
Aber Geld ist genügend da, im Gegenteil es gibt überall Geld in Überfluss und wer an der richtigen Stelle oder Quelle sitzt, kann es sorglos und ohne viel persönlichen Einsatz einkassieren.
 
Wenn sich in Deutschland hunderttausend Ehepaare scheiden lassen, sprudelt eine Milliarde Euros auf die Konten von Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten. Das sind tausend Millionen = 1.000.000.000 Euro!
Dazu kommen noch wenigstens fünfhundert Millionen für Sachverständige.
Automatisch, per Gesetz und Honorarordnung. Wenn eine Frau oder ein Mann nicht zahlen kann, zahlt der Staat Prozesskostenhilfe aus der Staatskasse an die Anwältinnen und Anwälte und er kommt sich dabei noch sozial vor.
 
Die Champagnerflaschen zum Begießen eines neuen Streitfalls vor dem Familiengericht stehen in jedem Supermarkt bereit. Das einzige Problem dabei ist, wie viel Champagner verträgt die Gesundheit eines Privilegierten, der in diesem Überfluss lebt?
Nicht mehr als andere Mitmenschen.
Und nach dem Konsum-Rausch treffen sich alle wieder an der endgültigen Kasse.

39 Geld in Überfluss

Die Aufmerksamkeit der Leserin und des Lesers für die Supermarkt-Situation ist inzwischen geschärft. Lebensmittel in Überfluss in den Regalen zu finden, erfordert besonders viel Sorgfalt bei der Auswahl. Dabei ist das Angebot an Fleisch und Milch nur das auffälligste Merkmal einer Überfluss-Gesellschaft, es ist nicht die alles entscheidende Komponente. Schon deshalb nicht, weil wir wissen, wie wir uns dem Konsumdruck ein wenig entziehen können. Die stärkste Komponente in der Überfluss-Problematik ist
der Überfluss an Geld.
 
Da kommt gleich ein Widerspruch:
Aber nein! Halt mal, wir haben doch immer zu wenig Geld! Vom Überfluss an Geld hab ich bisher noch nie was bemerkt.
Das ist richtig. Trotzdem ist der Überfluss an Geld riesengroß, das große Geld ist nur nicht in unserem Portemonnaie oder auf unserem Konto. Geld wird versteckt, das war schon immer so. Trotzdem diktiert es das gesamte Wirtschaftsgeschehen und die Politik. Auch hinter dem Überfluss an Nahrungsmitteln steckt, wie wir wissen, die Ökonomie, die Gelderwerb zum Ziel hat.
 
Aha! Gelderwerb steckt dahinter, also nicht Überfluss an Geld, sie wollen Geld einnehmen, sonst würden sie die Schokolade ja umsonst verteilen.

Nein, das macht natürlich keiner, weil es den Spielregeln widerspricht. Der Überfluss an Geld erscheint nicht an der Ladenkasse. In der für uns sichtbaren Wirtschaft wird um jeden Cent gefeilscht und gekämpft, so als wenn das Geld knapp wäre. Doch auf den Konten der Banken, Fonds und Finanz-Akrobaten, wo es in den richtigen Mengen vorhanden ist, da macht der Überfluss an Geld gewaltige Probleme.
 
Was sind denn hier die richtigen Mengen an Geld?

Die Geld-Einheit, mit der in der Finanzindustrie operiert wird, ist nicht 1 Euro, sondern die Milliarde. Wer Milliarden hat, der hat Probleme, die wir nicht haben. Milliarden sind ein Full-Time-Job, ein Stress-Faktor, eine schwierige mathematische Gleichung mit mehreren Unbekannten.
 
Also, dann geht es uns auch nichts an, wir haben nichts damit zu tun, es betrifft uns nicht.

Falsch, es ist zwar nicht unser Problem, aber es trifft uns doch und zwar überall. Den konkreten Überfluss an Geld haben nur bestimmte Personen, Institutionen und Firmen, die nichts anderes tun, als sich mit Geld zu beschäftigen. Sie verdienen Geld ausschließlich mit Geld. Mit Vergabe von Krediten, mit Verschiebung von Geld, mit Zurückhalten und mit dem Entzug von Geld, also mit plötzlichen Rückforderungen oder Zins-Erhöhungen, und immer sind es Milliarden.
 
Und woher willst ausgerechnet du wissen, dass dabei zu viel Geld im Spiel ist?

Die Geldmenge ist einigermaßen bekannt, weil das Geld ja von Staaten und staatlichen Institutionen wie der Europäischen Zentralbank in Frankfurt ausgegeben wird. Die vorhandene Geldmenge reicht aus, alle Waren, die es auf der Welt gibt, zu kaufen, dazu würde ein Bruchteil des vorhandenen Geldes ausreichen.
 
Dann wäre der Rest des Geldes ja überhaupt nichts mehr wert! Es wäre wie Spielgeld!

Es ist Spielgeld. Aber nur für diejenigen, die mitspielen können. Das sind nur wenige Profi-Spieler und sie spielen so, dass sie immer mehr Geld unter Kontrolle bekommen und dass die anderen möglichst wenig in der Hand haben und gezwungen sind, es schnell auszugeben. Umverteilung von unten nach oben. Das ist die wichtigste Spielregel. Aber je mehr Geld es gibt, desto schwieriger wird es, dieses Spiel mit viel Geld zu spielen und dabei flüssiges Geld auf dem Markt knapp zu halten. So entsteht das zentrale Überfluss-Problem in der Geldwirtschaft; denn ohne Geldknappheit kann man mit Geld kein Geld verdienen.
 
Das hört sich ja an wie ein Irrenwitz!

Es ist kein Witz, Mann, sondern Realität. Die Geldsumme ist bekannt und ebenso die Tatsache, dass überall Geld fehlt, besonders in den Kassen der Allgemeinheit, also der Staaten. Wie das im einzelnen funktioniert, ist das Geheimnis derjenigen, die sich nur damit und sonst mit nichts anderem beschäftigen.
 
Du meinst, Politiker?

Nein, die Politiker gehören zu den Dummen, die immer noch Kredite aufnehmen. Sie tun es unbedenklich, weil sie ja nicht selber zurückzahlen müssen. Aber sie fühlen sich den Kapitalgebern verpflichtet und vertreten öffentlich deren Positionen, wie überall zu sehen ist..
 
Und wie hängt das alles dann mit unserem Süßwaren- und Schokoladen-Angebot zusammen, wenn ich mal fragen darf?

Ganz einfach: Der Überfluss an Genussmitteln ist ein Produktions-Überschuss. Da wurde Geld aus den riesigen Geld-Vorräten investiert, um Produkte herzustellen, die verkauft werden müssen, um wieder mehr Geld zu verdienen. Das Personal, das im Handel und in der Werbung arbeitet, hat nichts von dem Geldüberfluss. Auch die Manager stehen unter Druck, Geld von den Kunden zu ergattern und alle auf den unteren Rängen, müssen ihre Arbeitszeit, also ihre Lebens-Zeit verkaufen. Das ist eine besonders ungünstige Position. Mangel an Zeit verursacht nämlich Stress.
 
Zeit ist Geld, sagt man.

Das ist doch eine Lüge! Zeit ist nicht Geld, sondern Leben, also viel mehr wert als Geld. Dieser Spruch kommt von denen, die dir deine Zeit nehmen und dir so wenig Geld wie möglich dafür geben. Und niemand gibt dir deine Zeit zurück, auch nicht für Geld.
 
Meinst du denn, es wäre besser, statt zu arbeiten, zum Beispiel ein Buch zu schreiben?

Nein, um Himmels willen nein! Kreativität wird noch schlechter bezahlt als Arbeit. Die Kreativen sind die Sklaven und Gladiatoren der Medien. Du arbeitest Monate lang und kriegst weniger als ein Arzt an einem Tag oder ein Anwalt bei einem läppischen Vergleich, vom Hochfrequenz-Handel an der Börse ganz zu schweigen.
 
Und warum hast du das hier alles aufgeschrieben?

Jedenfalls nicht, um Geld zu verdienen.
 
Das glaube ich nicht, aber egal. Und was habe ich als Leser davon?

Du hast gelernt, dass Geld Ausgeben und gutes Essen nicht direkt zusammen hängen, im Gegenteil, Geldgier hat das Nahrungsmittel-Angebot vergiftet. Aber du weißt jetzt ein wenig, wie du dem entgehen kannst. Durch kritisches Einkaufen und kreatives Kochen und, was ich dir als letztes noch sagen will, durch das Bewusstsein, dass Essen fast die wichtigste Sache im Leben ist, dass es viel wichtiger ist, als Geld verdienen und Geld ausgeben.

Ende der Leseprobe (Schluss des Buches). Das e-book ist mit voller Absicht sehr billig:
Man braucht dazu keinen Reader, du kannst
eine App kostenlos herunterladen und E-Books auf dem PC oder I-Pad lesen.