Bitcoin-Krypto-Blockchain-Geld


Diese Neufassung des Themas Bitcoin
enspricht Kapitel 1.06 aus dem Buch
Leben im Geldüberfluss 




Alles über die Finanz-Industrie
 
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Der Staat und
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Geld kann viele Formen annehmen. Die Leichtigkeit, mit der es in Form digitaler Zahlen dargestellt, verbreitet und generiert wird, ist einer der Gründe für den Geldüberfluss. Dass die riesige Geldmenge viele, die das erkennen, nicht erfreut, sondern stört, ist naheliegend.

Zahlen wie Million, Milliarde und Billion sind für normale Bürger nur Worte. Kaum jemand hat versucht, bis dahin zu zählen, es ist auch unmöglich. Man kann diese Zahlen nur mathematisch erfassen und mit Hilfskonstruktionen abschätzen. Eine Milliarde Euro in gängigen Geldscheinen zu fünfzig Euro, wie viele Tonnen Papier sind das? Ich weiß es auch nicht, könnte es aber ausrechnen, wenn ich das Gewicht von einem 50-Euro-Schein herausfinde.

Weil die Geldmenge zu groß ist, wäre es naheliegend, eine andere Währung zu schaffen, bei der das Problem mit dem Geldüberfluss nicht existiert. Es müsste eine Währung sein, deren Volumen nicht jede Bank durch Kreditvergabe einfach vergrößern kann.

Wie könnte eine völlig andere Währung aussehen? Geldscheine braucht man im digitalen Zeitalter nicht.Braucht man noch Banken?

Diese oder ähnliche Überlegungen haben einen Tüftler mit guten Mathematik-Kenntnissen dazu gebracht, sich die Blockchain-Technik und den Bitcoin auszudenken. Er nannte sich Satoshi Nakamoto und hat nach seiner Veröffentlichung die Bühne dieser Welt wieder verlassen. Niemand weiß, wer er ist, wo und ob er lebt oder ob hinter dem Namen eine Clique von Programmierern steckt. Dass bisher nichts über seine Identität herausgekommen ist, deutet darauf hin, dass es sich um einen Einzeltäter handelt. (Das Magazin Newsweek hatte 2014 einen Mann des Namens Dorian Satoshi Nakamoto entdeckt, der aber vehement bestreitet, etwas mit Bitcoin zu tun zu haben, er habe von Bitcoin zuerst durch seinen Sohn erfahren. Es scheint eine zufällige Übereistimmung des Namens zu sein.)

Der Bitcoin ist ein virtuelles Geld, das nicht von Banken beherrscht wird, sondern von Computer-Spezialisten. Überweisungen sind, ohne das Einschalten einer Bank, direkt von Computer zu Computer möglich. Dabei wird nicht einmal die Identität der Teilnehmer übermittelt.

Datensicherheit wird dadurch garantiert, dass es eine Kette von Transaktionen gibt, die bei jeder Bewegung wiederholt und um einen Datensatz verlängert wird. Dass dabei alles mit rechten Dingen zugeht, wird im Prinzip von allen Teilnehmern überprüft. Im Normalfall reicht dazu die Kontrolle einer geringeren Zahl an Teilnehmenden, die sich nach der Transaktion an der Überprüfung beteiligen.

Den Datensatz einer Transaktion nannte Satoshi Nakamoto einen Block und die Reihe der Blocks nannte er Kette, englisch chain. Daher der Name Blockchain. Dieses Prinzip eines Internet-Protokolls, die Blockchain-Technik, existiert unabhängig von der gleichzeitig erfundenen Währung Bitcoin.

Der Bitcoin wird automatisch, aber sehr langsam, vermehrt nach einem Zufallsprinzip, das den belohnt, der als erster eine unbekannte Ziffernfolge herausfindet. Das erinnert an die Entschlüsselung von Kryptografie und daher nennt man Bitcoin eine Kryptowährung.

Inzwischen hat Satoshi Nakamoto viele Nachahmer gefunden, die angeblich bessere Kryptowährungen in die Welt gesetzt haben und heimlich hoffen, damit den großen Coup zu landen; denn Bitcoins werden inzwischen an der Börse gehandelt.

Bitcoins sind in der Computerszene beliebt, erstens wegen der raffinierten Blockchain-Technik, die große Sicherheit bei voller Anonymität verspricht, und zweitens wegen der zeitweise enormen Kurs-Anstiege an der Börse, im Wert der Bitcoins gegenüber Dollar und Euro.

Die Frage ist, was Bitcoins wirklich wert sind und ob ein derartiges System für die Zukunft der Finanzwelt Bedeutung haben kann. Um diese Frage zu beantworten, muss man sich etwas mit der digitalen Technik befassen, die dahinter steht. Im Fokus der Überlegungen steht hier das Prinzip, nach dem Bitcoins erzeugt werden.

Wie die hohe Sicherheit und die Anonymität der Überweisungen realisiert wird, wie schnell oder wie langsam sie sind, spielt für die Beurteilung als Zahlungsmittel nicht die entscheidende Rolle. Auch die Geschichten und Anekdoten von der ersten Pizza, die gegen eine Zahl Bitcoins verkauft wurde, für die man sich jetzt, nach Börsenkurs, ein Haus kaufen könnte, sind für die Beurteilung nicht entscheidend. Das kryptische am Bitcoin, das mit Satoshi Nakamoto schon beginnt, verlockt dazu, die wesentlichen Kriterien aus den Augen zu verlieren. Deshalb passen Bitcoins auch ganz gut in die Gehirne der Computer-Freaks und auch in die Ökonomie der Finanz-Szene, wo gerne mathematische Fakten mit viel Ideologie und Geheimnistuerei vernebelt werden.

Das Erzeugen neuer Bitcoins funktioniert ähnlich wie die Entschlüsselung von Kryptografie. Was wird da entschlüsselt? Es geht um eine Zahl mit 256 Stellen im hexadezimalen Zahlensystem und diese Zahl kann nur durch Probieren herausgefunden werden, so wie es auch bei der Entschlüsselung von Kryptografie geschieht.

Das hexadezimale Zahlensystem ist nichts Geheimnisvolles, es ist auch üblich bei der digitalen Angabe von Farbwerten. Wer Photoshop benutzt, kennt das. Die Farbwerte werden durch drei zweistellige Hexadezimalzahlen gekennzeichnet und das ergibt 16x16x16x16x16x16=16.777.216 Möglichkeiten, die Ziffern zu kombinieren und die mit diesen Zahlen dargestellten Farben zu variieren. Das sollte für jede Anwendung reichen. Diese Zahl 16.777.216 der möglichen Farbwerte ist die sechste Potenz von sechzehn, sie hat als Hexadzimalzahl geschrieben nur 7 Stellen und sieht sehr einfach aus: 1.000.000. (Im dekadischen System bedeutet die gleiche Ziffernfolge die sechste Potenz von zehn, also eine Million.)

Die für die Generierung von Bitcoins gesuchte Hexadezimalzahl hat nicht sechs, sondern 256 Stellen und hängt direkt mit der Prüfziffer bei der korrekten Verbuchung eines Blocks in der Blockchain zusammen. Die Blockchain wird, wie gesagt, bei jeder Buchung von Bitcoins um einen Block ergänzt und als Kette weitergeführt.

Die gesuchte Zahl ist eine Zusatzzahl, die dazu dient, nach dem Algorithmus DHA-256 eine Ziffernkombination als Prüfzahl zu erreichen, für die bestimmte Bedingungen willkürlich vorgegeben werden. Zum Beispiel, dass sie mit drei oder vier Nullen beginnt.

Der Algorithmus DHA-256 ist eine unumkehrbare Funktion. Man kann aus der vorgegebenen Prüfziffer nicht die Zusatzzahl berechnen, die zum geforderten Ergebnis führt. Es geht nur umgekehrt, aus der Zusatzzahl liefert DHA256 die Prüfziffer. Es bleibt nichts anderes übrig, als den Algorithmus mit beliebigen Zahlen (als Zusatzzahl) zu füttern.

Alle am System beteiligten Rechner buchen die Transaktionen in der Blockchain und, wenn die letzte Buchung abgeschlossen ist, ergibt sich die Prüfziffer. Wer dann will, kann sich an der Suche nach der Zusatzzahl beteiligen, doch das erfordert gewaltigen Rechenaufwand (beim Probieren beliebiger Zahlen).

Dafür gibt es inzwischen Spezialcomputer, die nichts anderes tun, als Tag und Nacht aktuelle Zusatzzahlen zu suchen. Es kann auch mehrere geben. Wer als erster eine findet, bekommt zur Belohnung ein paar Bitcoins geschenkt. Diesen Vorgang nennt man Mining, wie das Graben nach Gold oder Edelsteinen.

Nach dem ersten Pizza-Deal hat sich Bitcoin unter seinen Fans als Zahlungsmittel etabliert und wird auch gegen Dollars gehandelt. Der Kurs ist ein Ergebnis von Spekulationen. Wegen des Geldüberflusses an der Börse, besteht reges Interesse an allem, womit sich Kursgewinne erzielen lassen. Zu diesen Objekten gehören jetzt auch Bitcoins.

Die entscheidende Frage ist die:
Handelt es sich beim Bitcoin um eine Währung, also um Geld? Da gibt es vier Kriterien zu beachten, von denen Bitcoin aber gleich zwei verfehlt.

1.
Der Bitcoin hat zwar eine Zahl, aber die Zahl gibt nicht den Wert an, sondern der Wert wird durch einen schnell schwankenden Kurs an der Börse bestimmt. Wer damit bezahlen will, muss sich also erst mit dem Zahlungsempfänger auf den Kurs einigen oder zu einem bestimmten Kurs vorher umtauschen. Das Problem entfällt dann, wenn nur in Bitcoins gehandelt wird, das ist aber auch nicht realistisch, weil der Wert durch die Spekulationen so stark schwankt. Wer etwas in Bitcoins verkaufen will, sei es ein Apartment oder eine App, wird immer auf den Kurs schielen und damit verliert der Bitcoin seine Eigenschaft als Geld mit einer eindeutigen Zahl. Es steht zwar eine Eins drauf, es ist aber etwas anderes drin, das man ohne zu googeln nicht wissen kann.

2.
Der Bitcoin wird nicht allgemein als Zahlungsmittel akzeptiert, weil er durch Zufall generiert wird. Es wird nicht akzeptiert, dass Bitcoins ständig verlost werden und das geschieht auch noch unter einer unfairen Bedingung: Man muss, um Bitcoins zu gewinnen, enorme Computerleistung zur Verfügung stellen.

Diese Computerleistung ist so hoch, dass die elektrische Energie als wesentlich dabei ins Spiel kommt, weil sie nötig ist, die Rechner zu betreiben. Es fällt schwer, zu akzeptieren, dass einige Miner unter riesigem Energieaufwand per Zufall wertvolle Bitcoins für sich generieren und dabei Unmengen an Strom verbrauchen. Das Mining der Bitcoins ist ein absurdes Spiel und daher ist es angebracht, Bitcoins als Spielgeld einzuordnen, das keinen direkten Bezug zur Realität hat.

Es gibt noch eine störende Eigenschaft: Bei der für Geld geforderten Beweglichkeit werden heute hohe Ansprüche gestellt. Auch da lassen Bitcoins zu wünschen übrig. Wegen der Blockchain-Technik dauert es, bis eine Buchung bestätigt ist. Der Rechenaufwand dazu steigt ständig mit der Zahl der Teilnehmer und mit der Zahl der Buchungen. Dafür bleiben die Teilnehmer aber anonym, nur die Buchung ist registriert und sie ist nicht rückgängig zu machen. Auch das ist ein Nachteil: Irrtümer können nicht korrigiert werden. Anonymität ist bei Geldverkehr normalerweise gar nicht erwünscht, sie ist ein Vorteil für verborgene oder dunkle Geschäfte.

Bei der Beurteilung des Bitcoin gegenüber dem bestehenden Währungssystem gibt es Vor- und Nachteile. Der größte Nachteil des bestehenden Finanzsystems ist eine schnell steigende Geldmenge. Die Menge an Bitcoins dagegen bleibt begrenzt, durch ein paar raffinierte Spielregeln, die Satoshi Nakamoto aufgestellt hat. Genau diese Begrenzung der Menge reizt Spekulanten, ähnlich wie bei Bildern von Vincent van Gogh oder Leonardo da Vinci.

Auf den eindeutigen Wert aber, definiert durch eine Zahl, und seine Konvertierbarkeit bei relativ festen Kursen und auf die allgemeine Akzeptanz kann man beim Geld nicht verzichten. Wenn Spekulanten das anders sehen, ist es ihr Ding und ihr Risiko. Jeder kann sich an so einer Spekulation beteiligen, aber es ist abwegig, im Bitcoin eine realistische Chance zu sehen, die Probleme des Finanzsystems zu lösen. Der Umgang mit Bitcoins ist ein Spiel, wem es Freude macht, der spiele mit.
Diese Neufassung des Themas Bitcoin Entspricht Kapitel 1.06 
aus dem kritlit-Buch: Leben im Geldüberfluss. Leseproben hier:


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Externe Links:
Bitcoin Wikipedia
Gegen den Bitcoin-Hype
Wer ist Satoshi Nakamoto?
Euphorische Beschreibung/heise.de
Prüfziffern nach versch. Algorithmen