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![]() Spielgeld des Zufalls |
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Alles über die Finanz-Industrie
  Die Macht der grauen Männer + Kapitalismus oder Religion? + National Bank of Abu Dhabi + Räuber und Gendarm + Der Staat und die Banken; Mario Draghi + Umverteilung von Staaten begünstigt + Ein Klick und du weißt mehr |
Die meisten Kommentare gehen davon aus, dass Bitcoin eine Währung ist. Neuerdings wird so argumentiert, dass es 1500 Kryptowährungen gibt und viele seien besser als Bitcoin. Bitcoin ist nach dieser Logik Geld, das schlechter oder besser ist als andere Kryptos.
  Das Gewusel an Argumenten und Informationen täuscht über eine fundamentale Tatsache hinweg: Bitcoins sind Spielgeld. Daran ändert auch nichts, dass Spekulanten damit spielen, genau wie sie mit Geld spielen. Um das zu verstehen, muss man etwas genauer nachdenken... Bitcoins sind Zufallsgeld. Der Umgang damit ist von Anfang an ein Spiel. Dieses Spiel hat sehr verzwickte Regeln, die einen maximalen Sicherheitsstandard erfüllen. Das Besondere ist: Die Sicherheit beim Besitz und bei Transaktionen von Bitcoins wird durch die Beteiligten Akteure und nicht durch eine Zentrale (Bank), garantiert. Garantiert wird eine hohe mathematische Sicherheit, aber niemand garantiert einen Wert des Bitcoin.
Was hat Bitcoin mit Euro, Dollar, Franken oder Pfund, mit normalem Geld, gemeinsam? Und wo sind die Unterschiede?
Was ist Geld?
Geld besteht aus Zahl und Einheit. Eine Ziffer gibt die Zahl der Einheiten an. Der Wert der Einheit Euro, Dollar, Franken oder Pfund wird vom Staat oder einer Zentralbank garantiert und wird von allen akzeptiert.
Normales Geld wird von staatlich autorisierten Stellen ausgegeben oder generiert.
Der Bitcoin dagegen wird nach einem Zufallsprinzip erzeugt und nicht von autorisierten Stellen ausgegeben. Dieses Erschaffen von Bitcoins folgt einer komplizierten Spielregel, welche keinen direkten Bezug zu einer wirtschaftlichen Leistung hat (Handel oder Lohnarbeit oder Grundbesitz).
Kryptische Details
Die aufwändige Rechenleistung bei der Überprüfung wird (unter besonders erschwerenden Bedingungen) mit neuen Bitcoins belohnt. Diese Belohnung (ursprünglich 50 Bitcoins) erhält, nach einem Zufallsprinzip, aber nur ein einziger der im Netzwerk beteiligter Rechner.
Eine nicht-umkehrbare Funktion:
Der Algorithmus DHA-256 ist so gestaltet, dass man aus einer vorgegebenen Prüfzahl nicht umgekehrt die Zusatzzahl berechnen kann. Es hilft nur trillionenfaches Ausprobieren, wie beim Versuch eine Kryptografie zu entschlüsseln; daher der Name Kryptowährung. Das Erzeugen neuer Bitcoins funktioniert ähnlich wie die Entschlüsselung von Kryptografie.
The winner is... völlig losgelöst
Der Rechner, der das geschafft hat, bekommt zur Belohnung die als Belohnung angesetzten Bitcoins gutgeschrieben und das Spiel geht von vorne los.
Die Regeln für die Erzeugung der Kryptowährung Bitcoin sind (wie die im Schachspiel) losgelöst von der äußeren Realität.
  Die Figuren im Schachspiel folgen ausschließlich ihren eigenen Zugzwängen und der daraus resultierenden Taktik. Sie bescheren dann (meistens) einem Spieler den Sieg, der aber außerhalb des Spiels keine Bedeutung hat. Geld oder doch kein Geld?
Neue Bitcoins werden durch Zufall ins Spiel gebracht, was für eine echte Währung unsinnig ist; reelles Geld wird entweder gleichmäßig oder durch Handel oder nach Leistung verteilt, es wird aber nicht von der Zentralbank verlost.
In der Realität der Finanzwelt erhält niemand frisches Geld ohne die Verpflichtung, es zurück zu zahlen.
Das Überprüfen und erfolgreiche Abschließen eines Blocks ist inzwischen zur Nebensache geworden und hat sich wegen der Belohnung zu einer Art Goldsuche (Mining) entwickelt. Voraussetzung dafür, dass sich das Mining lohnt, ist der extrem hohe Spekulationswert, den Bitcoins inzwischen haben. Das Ziel der Aktion ist nicht mehr das Überprüfen aller Transaktionen, sondern der Gewinn neuer Bitcoins; denn das bringt richtig Geld. Goldgräber am Werk
Mining wird mit Spezialcomputern betrieben, die als Prozessoren sogenannte ASICs einsetzen, die nichts anderes können, als Bitcoin-Transaktionen nachzurechnen und diese kryptografisch mit einer ganz besonderen Prüfziffer zu signieren.
Ein absurdes Ergebnis des Minigs ist Stromknappheit in Venezuela:
  Bitcoin-Miner hatten sich vorzugsweise in Venezuela angesiedelt, weil dort der elektrische Strom vom Staat subventioniert wird. Die öffentliche Stromversorgung in Caracas brach zusammen. In China hat man aus diesem Grund das Mining nach Bitcoins inzwischen verboten. Finanzielle Gerechtigkeit
Dieser peinliche Nebeneffekt, dass elektrische Energie verschwendet wird, um dem Zufall bei der Verteilung nachzuhelfen und auch die Tatsache, dass dieses System den Besitz und den rücksichtslosen Einsatz von Spezialcomputern belohnt, zeigt deutlich, dass etwas nicht stimmt an der Konstruktion, so genial sie mathematisch auch sein mag.
Geld hat im Prinzip die Funktion, dass es durch seine Verteilung auf vielfältige Weise Gerechtigkeit herstellen kann: gerechte Preise, Löhne, Steuern, Strafen, Tarife, Mieten...
Es ist kein Wunder, dass in einer Zeit, wo Geld immer mehr ungerecht und extrem verteilt wird, die Idee einer neuen Währung Sympathie findet, welche die Verteilung von Geld anders gestaltet. Der Bitcoin kann diese neue, gerechtere Währung aber nicht sein, weil er schon an der Quelle prinzipiell nicht gerecht sondern zufällig entsteht. Bitcoins an der BörseBitcoins haben zunächst keinen realen Wert; sie sind und bleiben Spielgeld. Das heißt, niemand garantiert allen anderen, dass man für Bitcoins reale Gegenstände beliebiger Art in beliebiger Menge kaufen kann.
Die Umsetzung von Bitcoins in Dollars oder Euros ist willkürlich.
Nachdem der Handel mit dem Zufallsgeld gegen Dollars aber einmal begonnen hat, können Bitcoins seit einigen Jahren als Spekulationsobjekte an der Börse gehandelt werden und sie können je nach Angebot und Nachfrage wie Aktien im Wert steigen oder fallen.
Wer mit Bitcoins bezahlen will, muss sich, wie bei einer sehr stark schwankenden Aktie, über den Tageskurs informieren.
Das zeigt, dass der Wert der Bitcoins ein Spekulationswert ist und kein Geldwert und je höher der Spekulationswert steigt, um so deutlicher wird der Unterschied zwischen Geld und Spielgeld. Oder anders ausgedrückt, der Unterschied zwischen Geld (Euro, Dollar, Franken oder Pfund) und dem Spekulationsobjekt Bitcoin zeigt sich im steigenden Kurs. Zwei Arten von Spielgeld
Dass Bitcoins so wertvoll geworden sind, beweist nicht, dass es sich um Geld handelt, im Gegenteil, es beweist, dass es sich um ein Spekulationsobjekt handelt. Und es zeigt, dass ein Teil der Finanzwirtschaft (die Spekulanten) sich wie in einem Spielcasino im Speilrausch befindet und auch echtes Geld wie Spielgeld einsetzt.
Wir Normalbürger außerhalb des Spielcasinos sollten nicht vergessen, dass die Dollars und Euros, die dabei eingesetzt werden, die gleichen sind, für die ein Mensch überall auf der Welt Brot oder Reis kaufen kann.
Rob Kenius, 26.12.2017 Letzte Überarbeitung 29.12.2017 | ![]() ![]()
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Die Krypto-Währung Bitcoin ist ein hochriskantes Spekulationsobjekt geworden; andere Krypto-Währungen sind gefolgt und jetzt hat der Staat Venezuela eine neue Währung Petro kreiert, die ebenfalls als Krypto-Währung bezeichnet wird. Doch der Petro ist etwas völlig anderes; seine wichtigste Funktion ist die einer stabilen Zweitwährung vor dem Hintergrund des außer Kontrolle geratenen Finanzsystems. |
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